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Schlafprobleme durch Tracheostoma erfolgreich bewältigen

Schlafprobleme durch Tracheostoma erfolgreich bewältigen

Leben im Alltag
29. Oktober 2025

Für Menschen nach einen Tracheotomie oder einer Laryngektomie ist die Nacht häufig mit Unsicherheiten verbunden und die veränderte Atemsituation wirft viele Fragen auf: Muss ich jetzt immer auf dem Rücken schlafen? Wie kann ich Atemnot oder Verschlucken im Schlaf vermeiden? Und was kann ich tun, wenn mich Husten oder vermehrte Schleimproduktion wachhalten?

Dieser Blogbeitrag erklärt, wie das Tracheostoma Ihren Schlaf beeinflusst und welche Tipps helfen, nachts besser zur Ruhe zu kommen und erholt aufzuwachen.

Wie wichtig ist ein guter Schlaf?

Schlaf ist eine wichtige Grundlage für Ihre Gesundheit und beeinflusst viele zentrale Funktionen Ihres Körpers – besonders die Leistungsfähigkeit Ihres Gehirns und Ihr allgemeines Wohlbefinden. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, ausreichend oder erholsam zu schlafen, kann das zu ständiger Müdigkeit am Tag, Konzentrationsproblemen und emotionalen Belastungen führen. Bleiben solche Schlafstörungen über längere Zeit bestehen, steigt zudem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und weitere gesundheitliche Probleme. Erholsamer, ungestörter Schlaf ist – gerade für Menschen nach einer Tracheotomie oder einer Laryngektomie – von besonderer Bedeutung.1

Welche Auswirkungen hat ein Tracheostoma auf den Schlaf?

Wenn Sie durch ein Tracheostoma atmen, wird die Nase umgangen, die normalerweise die Luft anwärmt, befeuchtet und reinigt. Dies führt zu trockenen Schleimhäuten und einer gesteigerten Sekretproduktion. Außerdem ist der Raum in Ihrer Luftröhre durch die Trachealkanüle und gegebenenfalls durch den aufblasbaren Cuff enger als zuvor. Das Sekret sammelt sich somit leichter rund um die Kanüle an. Wird das Sekret nicht ausreichend abtransportiert oder abgesaugt, kann es eindicken und die Luftzufuhr erschweren – vor allem nachts, wenn Sie liegen und weniger aktiv sind. So entstehen leicht Atemprobleme, häufig verbunden mit Hustenreiz, der sowohl Ihnen als auch Ihren Angehörigen den Schlaf raubt.2

Wie komme ich mit Tracheostoma gut durch die Nacht?

Die ersten Nächte daheim können mit gemischten Gefühlen verbunden sein. Die Atmung über die Trachealkanüle ist vielleicht noch ungewohnt und die Sorge vor möglichen Komplikationen im Schlaf können Unsicherheit und Ängste auslösen. Diese Sorgen sind absolut verständlich und eine natürliche Reaktion auf die neue Lebenssituation. Umso wichtiger ist es, schnell eine verlässliche Routine aufzubauen, die Sicherheit schafft.

Sprechventil ablegen

In der Nacht sollten Sie das Sprechventil abnehmen, da es den Luftstrom einschränken und zu Atemproblemen führen kann. Das Ablegen gewährleistet eine freie Atmung im Schlaf und reduziert das Risiko von Komplikationen. Falls das Schlafen ohne Sprechventil Schwierigkeiten bereitet, ist es ratsam, dies mit dem behandelnden Arzt oder einem Tracheostoma-Experten nach individuellen Lösungen zu suchen.

HME-Filter tragen

Ein Wärme- und Feuchtigkeitstauscher übernimmt die wichtige Aufgabe der Nase und sorgt dafür, dass die Luft, die Sie einatmen, angenehm warm, feucht und gefiltert in Ihre Lunge gelangt. So wird der Gasaustausch in den Lungen optimal unterstützt und die Schleimbildung spürbar reduziert. Das bedeutet weniger lästiges Husten – und damit eine ruhigere, erholsamere Nacht für Sie. In unserem Video zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie sie den HME-Filter auf der Trachealkanüle befestigen.

Sekretverhalt vermeiden

Das Absaugen ist eine zentrale Maßnahme zur Entfernung von Sekret aus der Luftröhre und trägt entscheidend dazu bei, den Atemweg freizuhalten. Um Sekretansammlungen und damit verbundene Komplikationen zu verhindern, ist neben dem regelmäßigen Absaugen auch die sorgfältige Reinigung der Trachealkanüle unerlässlich. Eine korrekte Pflege der Kanüle reduziert die Bildung von Sekretablagerungen, verringert Husten und Atemnot in der Nacht und unterstützt eine optimale Atemwegshygiene.3

Notfallausrüstung griffbereit halten

Um bei plötzlicher Atemnot schnell handeln zu können, sollte die Notfallausrüstung stets in unmittelbarer Nähe Ihres Betts bereitliegen.

Die Notfallausrüstung ist immer individuell auf Sie abgestimmt. Zum Inhalt der Notfallbox gehört unter anderem:4

  • Ein Trachealdilatator/Obturator/Bougie
  • Ein Cuff-Manometer
  • 10-ml-Spritzen
  • Ersatz-Trachealkanülen (einmal in derselben Größe und einmal mindestes in kleinerer Größe
  • Schere (oder Nahtentferner, falls die Kanüle eingenäht ist)
  • Ambu-Beutel und Masken mit entsprechenden Konnektoren
  • Gleitmittel
  • Arztbrief

Info: Wovon ist die Sekretmenge abhängig?

Wie viel Sekret genau entsteht, hängt von Ihrer Grunderkrankung, Ihrer individuellen Veranlagung und davon ab, ob Sie regelmäßig einen Wärme- und Feuchtigkeitsaustauscher (HME) verwenden.2

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Erholsam schlafen mit einem HME für die Nacht

Es gibt verschiedene HME-Filter, die auf unterschiedliche Alltagssituationen abgestimmt sind und Ihnen optimalen Schutz und Komfort bieten. Speziell für Menschen nach einer Kehlkopfentfernung hat Atos den Provox Life Night HME entwickelt, um während der Nacht das Atmen zu erleichtern und den Hustenreiz deutlich zu reduzieren. Durch seinen höhere Feuchtigkeitsversorgung im Vergleich zu anderen HME5 unterstützt er die Atemwege wirkungsvoll und sorgt dank seines hohen Tragekomforts für einen erholsamen Schlaf. Für Ihre Sicherheit verfügt der Provox Life Night HME über zwei seitliche Öffnungen, die einen unbeabsichtigten Verschluss des Filters zuverlässig verhindern – und Sie müssen sich keine Sorgen wegen einer möglichen Verstopfung des HMEs machen. Ein weiterer Vorteil ist die vollständige Kompatibilität mit der gesamten Provox Life Basisplatten-Serie. Dadurch ist kein Wechsel der Basisplatte erforderlich, wenn Sie vor dem Schlafengehen auf das Night HME umsteigen möchten.

Geblockte Kanüle nachts notwendig?

Sicher schlafen mit überwachtem Cuffdruck

Ein häufig unterschätztes Problem beim tragen einer geblockten Trachealkanüle sind Druckschwankungen im Cuff, die nachts insbesondere beim Husten oder Lagewechsel auftreten können. Diese Schwankungen führen nicht nur zu unangenehmem Reiz und Hustenanfällen, sondern erhöhen langfristig auch das Risiko von Schleimhautverletzungen. Der Tracoe Smart Cuff Manager von Atos Medical bietet eine innovative Lösung, indem er den Cuffdruck kontinuierlich im optimalen Bereich stabilisiert – selbst bei häufigem Drehen oder Husten in der Nacht. Dadurch wird der Druck auf die empfindliche Trachealschleimhaut reduziert und die Belastung im Schlaf deutlich gemindert.

Worauf sollte ich bei der Schlafposition achten?

Neben der Rückenlage ist mit einem Tracheostoma auch die Seitenlage eine geeignete Schlafposition Damit Sie nachts gut und sicher schlafen, sollten Sie folgende Hinweise beachten:

  • Abknicken der Kanüle vermeiden: Achten Sie darauf, dass die Trachealkanüle beim Liegen nicht durch Ihr Körpergewicht, das Kopfkissen oder die Bettdecke abgeknickt oder eingeengt wird.
  • Stützende Lagerungshilfen nutzen: Spezielle Nacken- oder Lagerungskissen können helfen, die Seitenlage stabil zu halten und den Bereich um das Tracheostoma zu entlasten.
  • Kanüle sicher fixieren: Die Kanüle sollte weder zu locker sitzen, um ein Verrutschen zu verhindern – noch zu straff, um Hautirritationen oder Druckstellen zu vermeiden.
  • Auf Komfort achten: Weiche Haltebänder und Basisplatten erhöhen den Tragekomfort und reduzieren Druckstellen, besonders beim Liegen auf der Seite. Alternativ setzen Sie gleich auf eine Systemlösung aus HME und Basisplatte – speziell für die Nacht.
  • Schlafposition auch mal wechseln: Um Druckstellen und Hautschäden vorzubeugen, ist ein regelmäßiger Positionswechsel wichtig.
  • Hören Sie auf Ihren Körper: Beobachten Sie, wie Sie sich in verschiedenen Positionen fühlen und ob Sie gut atmen können.

Aus dem Schlafrhythmus gekommen?

10 Tipps für einen gesunden Schlaf

  • Regelmäßige Bettzeiten einhalten: Feste Zeiten zum Zubettgehen und Aufstehen helfen Ihrem Körper, einen stabilen Schlaf-Wach-Rhythmus zu entwickeln. So fällt es Ihnen leichter, nachts zur Ruhe zu kommen und erholt aufzuwachen. Trotzdem sollten Sie nur zu Bett gehen, wenn Sie sich schläfrig fühlen.
  • Nach Möglichkeit nachts schlafen: Ihr Körper produziert bei Dunkelheit das Schlafhormon Melatonin, das Ihrem Körper signalisiert: „Jetzt ist es Zeit zu schlafen.“ Versuchen Sie daher, Ihren Schlaf vorwiegend auf die Nacht zu legen.
  • Täglich Tageslicht tanken: Nutzen Sie möglichst jeden Tag die Gelegenheit, nach draußen zu gehen und frische Luft zu genießen. Besonders für Senioren ist das wichtig, denn das natürliche Licht hält Sie tagsüber wach und aktiv, indem es die Melatoninproduktion hemmt. So vermeiden Sie unerwünschte Schläfrigkeit am Tag und fördern einen gesunden Schlafrhythmus.
  • Ausreichend bewegen: Bewegung baut überschüssige Energie ab und fördert ein natürliches Müdigkeitsgefühl am Abend. Achten Sie jedoch darauf, sich nicht kurz vor dem Schlafengehen zu sehr anzustrengen, da dies die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin erhöhen und das Einschlafen erschweren kann. Planen Sie Ihre Aktivitäten so, dass ausreichend Zeit zur Entspannung bleibt.
  • Leichtes Essen am Abend: Vermeiden Sie schwere Mahlzeiten vor dem Schlafengehen, da diese den Schlaf stören und das Einschlafen erschweren können.
  • Auf Alkohol verzichten: Alkohol mag zwar das Einschlafen erleichtern, destabilisiert jedoch den Schlaf und verschlechtert die Schlafqualität im weiteren Verlauf der Nacht.
  • Auf Koffein verzichten: Vermeiden Sie nach dem Mittagessen koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Cola oder schwarzen Tee).
  • Schlafzimmer vorbereiten: Eine kühle, ruhige und abgedunkelte Atmosphäre fördern Ihren Schlaf. Verbannen Sie Fernseher und Smartphone aus dem Schlafzimmer.
  • Einschlafrituale etablieren: Ruhige Tätigkeiten wie ein Buch lesen oder entspannende Musik hören helfen Ihrem Körper, sich auf die bevorstehende Nacht vorzubereiten.
  • Mit dem Arzt sprechen: Halten Schlafstörungen über einen längeren Zeitraum an und sind mit den allgemeinen Empfehlungen nicht zu beheben, sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen. Es gibt unterschiedliche Therapieansätze, um den Schlaf zu verbessern. Nehmen Sie keine freiverkäuflichen Schlafmittel ein, ohne zuvor mit Ihrem Arzt gesprochen zu haben.6

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Referenzen

1. Medic G, Wille M, Hemels ME. Short- and long-term health consequences of sleep disruption. Nat Sci Sleep. 2017 May 19;(9):151-161.

2. BVMed Informationsbroschüre (2017). Empfehlung für die Versorgung von tracheotomierten Patienten. https://www.bvmed.de/verband/publikationen/fachbroschueren/empfehlung-tracheotomieversorgung-2017

3. Schneider-Stickler, B. und Kress, P. (Hrsg.) (2018).Tracheotomie und Tracheostomaversorgung: Indikationen, Techniken & Rehabilitationen. Springer.

4. Stehling F, Wendt A, Berger M, Kerzel S, Vlajnic D, Fuchs H, Gunst L. Notfallpläne zum Management von Notfällen bei Kindern mit außerklinischer Beatmung [Emergency Care Plans for the Management of Emergencies in Children on Home Mechanical Ventilation]. Klin Padiatr. 2024 Feb;236(2):57-63. German. doi: 10.1055/a-2235-7805. Epub 2024 Jan 29. PMID: 38286407; PMCID: PMC10883754.

5. Ward EC, Hancock K, Boxall J, Burns CL, Spurgin AL, Lehn B, Hoey J, Robinson R, Coleman A. Post-laryngectomy pulmonary and related symptom changes following adoption of an optimal day-and-night heat and moisture exchanger (HME) regimen. Head Neck. 2023 Apr;45(4):939-951

6. AWMF-Leitlinie „Isomnie bei Erwachsenen“ – Update 2025, https://register.awmf.org/assets/guidelines/063-003l_S3_Insomnie-bei-Erwachsenen_2025-04.pdf